Gesundheitspraxis und Kultur
Im deutschen Gesundheitssystem ist einiges in Bewegung
geraten, zunehmend werden Konzepte zur besseren Einbindung
der MigrantInnen entwickelt. Doch immer noch gibt es große
Informationsdefizite auf Seiten der PatientInnen mit Migrationshintergrund
über vorhandene Angebote und auf Seiten der im Gesundheitssystem
tätigen Deutschen über ihre nichtdeutsche Klientel.
Die Angebote des Systems sind ebenso wie die medizinischen
und pflegerischen Ausbildungen auf die deutsche Mehrheitsgesellschaft
zugeschnitten. Andere kulturelle, religiöse und soziale
Hintergründe finden weder in der Prophylaxe noch
in der Behandlung angemessene Beachtung. Häufig werden
diese dagegen vom Gesundheitspersonal als irritierend
erlebt.
Es gibt verschiedene Ansätze einzelner Institutionen,
Krankenhäuser oder psychosozialer Einrichtungen den
entstandenen Anforderungen gerecht zu werden. Erste Angebote
von Dolmetscherdiensten, Vermittlung transkultureller
Pflege und Sprachkursen für Pflegepersonal weisen
darauf hin. Häufig handelt es sich jedoch um kurzfristige
Projekte mit Modellcharakter und räumlich und personell
begrenzten Einzugsmöglichkei-ten. Informationentransfer
- z.B. von der (Migrations-) Forschung zur (Gesundheits-)
Praxis oder Vernetzung - von Migrantenverbänden zum
Gesundheitsamt - funktionieren weniger gut als das erstrebenswert
wäre. So wissen Sozialämter, Krankenhäuser
oder die diversen Beratungsstellen häufig auch nichts
von kulturspezifischen Angeboten anderer Institutionen
im direkten Umfeld.
Krankheitsvorstellungen und die Art mit dem Fakt Krankheit
umzugehen sind kulturell unterschied-lich, ebenso die
Kommunikation zwischen Ärztin bzw. Arzt und Patientinnen
bzw. Patienten oder die Rolle des pflegenden Personals.
Beidseitige Irritationen entstehen immer wieder schon
bei der Diagnoseerhebung. Während es in Deutschland
üblich ist, Beschwerden isoliert zu schildern und
wahrgenommene körperliche Veränderungen mitzuteilen,
schildern etwa türkische PatienInnen vielfach vor
allem die Auswirkungen der jeweiligen Störung auf
das Gesamtbefinden. Sie erwarten eine Diagnose ohne PatientInnenbeteiligung.
Das Thema "Ältere MigrantInnen" ist eng
mit dem Gesundheitsbereich verknüpft. Es entwickelt
sich ein Bewusstsein für die in die Jahre gekommene
erste Migrationsgeneration. Auch hier gibt es erste Ansätze
zur Schulung des Betreuungs- und Pflegepersonals. Interkulturelle
Kompetenz wird auch hier zur besonderen Herausforderung.
Lernziele des Bausteins Gesundheitspraxis und Kultur:
- Verschiedenkulturelle Klientel: Kulturelle Gesundheitsvorstellungen
und Erwartungen an das Gesundheitssystem
- Interkulturelle Kommunikation und Konfliktbearbeitung
im Krankenhaus
- Mit Fremdheit umgehen
- Geschlechterkonzepte verstehen
- Interkulturalität im Arbeitsteam: Zusammenarbeit
gestalten
- Interkulturelle Altenpflege
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